22.05.2019

RMV-Tochter fahma bestellt größte Brennstoffzellenzug-Flotte der Welt bei Alstom

Eines der spannendsten Projekte im ÖPNV und gleichzeitig Meilenstein für den Einsatz der Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie nimmt Formen an. Dass dieses weltweite Vorzeigeprojekt in Hessen realisiert werden kann, ist neben den beteiligten Unternehmen auch der langjährigen, strategischen Hintergrundarbeit des H2BZ-Teams der Hessen Agentur zu verdanken. Die richtigen Player zusammenzubringen, die Machbarkeit des Vorhabens zu untersuchen und aufzuzeigen sowie wichtige Schritte zur Realisierung vorzubereiten: Das alles passierte seit 2015 im H2BZ-Büro der Hessen Agentur in Wiesbaden. Deshalb freuen wir uns ganz besonders über diese News:

Einen Auftrag über 27 Brennstoffzellenzüge hatte die RMV Tochtergesellschaft fahma europaweit ausgeschrieben, nun steht der Gewinner fest: Der französische Hersteller Alstom wird die Fahrzeuge vom Typ Coradia iLint 54 bis zum Fahrplanwechsel 2022 auf 2023 liefern. Der Auftrag beinhaltet neben den Zügen auch die Versorgung mit Wasserstoff, die Instandhaltung und das Vorhalten von Reservekapazitäten für die nächsten 25 Jahre. Die Versorgung mit Wasserstoff bietet Alstom in Kooperation mit der Infraserv GmbH & Co. Höchst KG an. Dabei wird sich die Tankstelle auf dem Gelände des Industrieparks Höchst befinden. 

"Die Anschaffung der 27 Fahrzeuge ist ein Leuchtturmprojekt der Brennstoffzellenmobilität, über das ich mich sehr freue", sagt Enak Ferlemann, Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI). "Der Bund unterstützt diese Investition in klimafreundliche Mobilität, indem er 40 Prozent der Fahrzeugmehrkosten übernimmt, die im Vergleich zu Dieselfahrzeugen anfallen, sowie durch eine anteilige Förderung der Wasserstofftankstelle. Das Projekt hat für das BMVI Modellcharakter. Wir hoffen, dass noch viele weitere Projekte in Deutschland diesem Beispiel folgen werden."

"Auf Hessens Schienen sind heute noch vielerorts Dieselfahrzeuge unterwegs, weil Oberleitungen fehlen. Der Brennstoffzellen-Antrieb ist dabei eine schnell umsetzbare Alternative zur Elektrifizierung", sagt der hessische Verkehrsminister Tarek Al-Wazir. "Der Verkehr ist in Hessen für ein Drittel der Treibhausgasemissionen verantwortlich. Wasserdampf statt Dieselruß ist deshalb ein spannender Ansatz. Wir werden das Projekt weiter tatkräftig unterstützen und uns dafür einsetzen, dass die nötigen Anpassungen an der Schieneninfrastruktur rund um die Wasserstofftankstelle in Höchst schnell voranschreiten."

"Diese Vergabe stellt gleich zwei Rekorde auf: Mit der Inbetriebnahme der neuen Fahrzeuge ist im RMV ab 2022 die weltweit größte Brennstoffzellenzug-Flotte im Personenverkehr unterwegs und es ist der größte Auftrag in der Geschichte unserer Tochtergesellschaft fahma", sagt RMV-Geschäftsführer Prof. Knut Ringat. "Nach elektrisch betriebenen Zügen, E-Bussen und Wasserstoffbussen bieten wir unseren Fahrgästen damit eine weitere Möglichkeit, emissionsfrei zu reisen. Dieser Meilenstein macht 2 mich stolz und ist ein Riesenschritt in Richtung einer Mobilität ohne Schadstoffe."

Auch für Dr. Jörg Nikutta (Geschäftsführer für Alstom in Deutschland und Österreich) hat der Auftrag eine besondere Bedeutung: "Wir freuen uns sehr, dass die emissionsfreien Coradia iLint Regionalzüge von Alstom zukünftig in Hessen unterwegs sind und Passagiere im Taunus klimafreundlich befördern. Dieser neue Erfolg, gepaart mit dem bisherigen Erfolg des Coradia iLint, zeigt, dass zukunftsweisender und nachhaltiger Verkehr bereits Realität ist."

Die neuen Brennstoffzellenzüge ersetzen die bisherigen mit Diesel betriebenen Züge auf den Linien RB11 (Frankfurt-Höchst – Bad Soden), RB12 (Frankfurt – Königstein), RB15 (Frankfurt – Bad Homburg – Brandoberndorf) und RB16 (Friedrichsdorf – Friedberg). Das Gesamtauftragsvolumen beziffert sich auf rund 500 Millionen Euro.

Die neuen Züge werden im Industriepark Höchst betankt. Dr. Joachim Kreysing (Geschäftsführer der Industriepark-Betreibergesellschaft Infraserv Höchst) ist erfreut darüber, dass der Standort eine wichtige Rolle bei der Weiterentwicklung dieser zukunftsweisenden Technologie spielen wird: "Der Industriepark Höchst ist mit der bereits vorhandenen Wasserstoffinfrastruktur ein idealer Tankstellen- Standort für Fahrzeuge mit Brennstoffzellentechnologie. Der Betrieb der Wasserstofftankstelle für Züge als Ergänzung für die Tankmöglichkeiten für Busse und LKW passt hervorragend in unser Konzept, mit dem wir als innovatives Unternehmen unsere Energieversorgungskonzepte weiterentwickeln und dabei auf umweltfreundliche Energieträger setzen."

Für Hochtaunuskreis-Landrat Ulrich Krebs sind die Brennstoffzellenzüge im Taunusnetz eine sinnvolle Alternative. "Neben der Elektrifizierung der S5 bis Usingen bieten die Brennstoffzellenzüge für andere noch nicht elektrifizierte Strecken verschiedene Vorzüge", so Krebs, der auch stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender des RMV ist. "Die Pendler profitieren von mehr Platz in den Zügen und einer wesentlichen ruhigeren Fahrt, weil das Motorengeräusch der Fahrzeuge aufgrund des Elektroantriebs leiser ist. Das ist auch ein Vorteil für die Anwohner an den Strecken."

Der Coradia iLint ist weltweit der erste Personenzug, der mit einer Wasserstoff-Brennstoffzelle betrieben wird, die elektrische Energie für den Antrieb erzeugt. Die Züge sind so leise wie eine SBahn unterwegs und lokal emissionsfrei, weil sie lediglich Wasserdampf und Kondenswasser an die Umwelt abgeben.

Zudem zeichnet sich der Fahrzeugtyp durch mehrere Innovationen aus: saubere Energieumwandlung, flexible Energiespeicherung in Batterien sowie intelligentes Management von Antriebskraft und verfügbarer Energie in Verbindung mit entsprechenden Fahrerassistenzsystemen. Gezielt entwickelt für den Einsatz auf nichtelektrifizierten Strecken, ermöglicht der Coradia iLint einen sauberen, 3 nachhaltigen Zugbetrieb unter Beibehaltung einer hohen Leistung und eines ökonomischen Einsatzes für den Kunden.

Seit September 2018 befinden sich die weltweit ersten zwei Wasserstoffzüge im Elbe-Weser Netz in Niedersachsen bereits im regelmäßigen Fahrgasteinsatz. Ab 2021 setzt die Landesnahverkehrsgesellschaft Niedersachsen (LNVG) 14 Coradia iLint auf der Strecke ein. Der RMV ist damit der zweite Aufgabenträger, der mit Hilfe der Fahrzeugbereitstellung über die fahma auf umweltfreundliche Wasserstofftechnologie ohne Abgase setzt.

Alle 27 neuen Brennstoffzellenzüge werden mit umfangreichen Fahrgastinformationssystemen wie Monitore mit Echtzeitinformationen ausgestattet sein, über Platz für Fahrräder, Rollstühle und Kinderwagen verfügen und den Fahrgästen während der Fahrt kostenfreies WLAN bieten. Die neuen Züge verfügen über 160 Sitzplätze. Damit steigt insbesondere bei den Zügen im Berufsverkehr die Kapazität auf den Linien im Teilnetz Taunus um bis zu 40 Prozent.

Der Auftrag hat einen Wert von rund 500 Millionen Euro, der Anteil von Alstom beläuft sich auf 360 Millionen Euro. Dem Rhein-Main-Verkehrsverbund (RMV) wurde für die Beschaffung von 23 Wasserstoffzügen eine Fördersumme von ca. 14,7 Millionen Euro im Rahmen des Nationalen Innovationsprogramms Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie (NIP) zugesichert.

 

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