Wie kommt der Wasserstoff nach Hessen?
15. Beiratssitzung der H2BZ-Inititative Hessen e.V.
Die Mitglieder des Beirats, des Vorstands, die geladenen Referenten und Gäste diskutierten u.a. intensiv die Fragen, wie die hessischen Unternehmen an die geplanten Wasserstoff-Fernleitungs- und Verteilnetze angeschlossen werden können und welche ergänzende Rolle eine lokale, dezentrale Wasserstoff-Erzeugung spielen kann.
Michael Kadow, Geschäftsführer der HOLM GmbH und Gastgeber der Veranstaltung, begrüßte die H2BZ-Initiative Hessen als jüngstes Mitglied des Clusters „Hessen Mobility“ und betonte die hohe Bedeutung der Wasserstoff- und Brennstoffzellen-Technologie für den Mobilitätssektor.
Gute Zusammenarbeit soll fortgeführt werden
Jens Deutschendorf, Beirat der H2BZ-Initiative Hessen und Staatssekretär im Hessischen Ministerium für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Wohnen, bedankte sich für die gute Zusammenarbeit mit der H2BZ-Initiative Hessen in den vergangenen Jahren und die intensiven Diskussionen über die richtigen Strategien und Schwerpunkte, die wesentlich zur Entwicklung der vorliegenden hessischen Wasserstoffstrategie beigetragen hätten.
Wasserstoff sei ein wichtiges Schlüsselelement der zukünftigen Energieversorgung. Das Land wolle sich verstärkt dafür einsetzen, dass Hessen an das geplante transnationale Wasserstoff-Netz angebunden wird. Daher habe sich Hessen im September 2022 der „Wasserstoff-Allianz“ von Bayern und Baden-Württemberg angeschlossen, um Ressourcen zu bündeln und die Interessen der südlichen Bundesländer besser vertreten zu können. Man brauche jedoch in den nächsten Jahren auch lastnahe, dezentrale Elektrolyseure, um die Übergangszeit bis zum Aufbau einer flächendeckenden pipelinegebundenen Wasserstoffversorgung zu überbrücken. Eine Broschüre zum Genehmigungsprozess für Elektrolyseure solle in Kürze veröffentlicht werden.
Anbindung Hessens an das Wasserstoff-Kernnetz
Um die Wasserstoffbedarfe der energieintensiven Unternehmen und im Mobilitätssektor zu decken, sei die Anbindung Hessens an das nationale H2-Fernleitungsnetz elementar. Den derzeitigen Planungsstand für das deutschlandweiten Wasserstoffkernnetz hatten die Fernleitungsbetreiber am Tag der Beiratssitzung als Entwurf veröffentlicht. Über das H2-Kernnetz würden jedoch nur wenige große Verbraucher direkt angebunden, für alle anderen sei der zügige Aufbau der Verteilnetze relevant. Daher habe man zusammen mit 12 Verteilnetzbetreibern die technischen Möglichkeiten eines Wasserstoffnetzes zwischen Mainz, Wiesbaden, Frankfurt und Aschaffenburg untersucht und wichtige Datengrundlagen für ein Wasserstoff-Regionalnetz RheinMain erarbeitet. Eine Studie für den nord- und mittelhessischen Raum sei in Vorbereitung.
Deutschendorf betonte, er sehe Hessen gut aufgestellt im Hinblick auf die zukünftigen Entwicklungen. Hessen werde weiterhin auf einen intensiven Austausch und Dialog setzen, wolle aber auch die Themen Bildung, Ausbildung und Vernetzung der Akteure weiter vorantreiben.
Marius Schäfer vom Verband der hessischen Unternehmen (VhU) sprach sich für eine technologieoffenen Erzeugung und Nutzung von Wasserstoff und für den Erhalt des Gasnetzes und der Gasspeicherkapazität aus. Vorhandene Infrastrukturen sollten auch weiterhin genutzt werden.
Land Hessen als Moderator und Koordinator
In der anschließenden, sehr lebhaft geführten Diskussionsrunde ging es u.a. darum, wie man sicherstellen könne, dass die verschiedenen hessischen Regionen bedarfsgerecht an die geplanten Fernleitungs- und Verteilnetze angeschlossen werden können. Dabei soll insbesondere untersucht werden, ob die von den Fernnetzbetreibern geplanten Ausspeisungspunkte geeignet sind. Schließlich sind 98% der Industriekunden an das Verteilnetz angeschlossen, nicht ans Fernleitungsnetz. Außerdem sprachen sich die Teilnehmer dafür aus, dass die hessische Landesregierung stärker als bisher eine koordinierende und moderierende Rolle beim Aufbau der H2-Versorgungsinfrastruktur übernehmen soll.
Alexander Dauensteiner von der Viessmann Werke GmbH & Co. KG und Vorsitzender des Beirats wies darauf hin, dass für den Aufbau einer Wasserstoffversorgung ein hoher Koordinationsaufwand notwendig sei. Einzelne, isolierte Lösungen seien nicht zielführend. Es müsse sehr viel Arbeit in eine professionelle Vernetzung investiert werden. Dies sei u.a. auch ein Aufgabengebiet für die Landestelle Wasserstoff. Außerdem müssten Genehmigungsverfahren und bürokratische Prozesse radikal vereinfacht werden.
Aktivitäten der H2BZ-Initiative Hessen und der Landestelle Wasserstoff
Aktuelle Themen und Aktivitäten der H2BZ-Initiative Hessen erläuterte dessen Vorstandsvorsitzender Hauke Sötje. Im Anschluss stellte Oliver Eich von der Landesstelle Wasserstoff der LEA LandesEnergieAgentur Hessen GmbH die kürzlich veröffentlichte „Potenzialanalyse Wasserstoff in Hessen“ vor und gab einen Überblich über die H2-Projekt im Land.
Impulse aus den Unternehmen und Verbänden
Isabell Orland vom Verband Kommunaler Unternehmen e.V. (VKU) betonte, dass die langfristige Energieversorgung auch in Zukunft molekülbasiert bleiben werden. Dabei solle kein Bereich ausgeschlossen werden, auch nicht der Wärmemarkt. Außerdem sollte, entgegen der aktuellen Pläne der EU, auf ein Unbundling verzichtet werden. Das heißt, wer heute Gasnetze betreibt, soll nach Ansicht des VKU auch in Zukunft Wasserstoffnetze betreiben dürfen.
Marc Koopmans, zuständig für die Geschäftsentwicklung Wasserstoff bei der Open Grid Europe GmbH (OGE), gab einen Überblick über die geplante Wasserstoff-Pipeline-Infrastruktur in Europa und den Wasserstoff-Import-Potenzialen für Deutschland. Außerdem stellte er den aktuellen Stand der Planungen zum Wasserstoff-Kernnetz inklusive der kreisscharfen Ein- und Ausspeisungspunkten für das Jahr 2023 sowie das OGE-H2erkules-Backbone vor.
Dauensteiner legte dar, wie die Klimaziele im Gebäudesektor aus Sicht von Viessmann erreicht werden können. Dabei sei die Wärmpumpe die zentrale Lösung, jedoch nicht die einzige. Auch H2-Ready-Systeme mit oder ohne Brennstoffzellen müssten Teil des Lösungsportfolios sein. Gas sei in bestimmten Fällen weiterhin eine Option, aber nur wenn es aus erneuerbaren Quellen stamme.
Sötje regte zum Abschluss der Veranstaltung an, die lebhaften und erkenntnisreichen Diskussionen zu verstetigen. Dazu werde der Vorstand der H2BZ-Initiative Hessen zusätzlich zu den regulären Beiratssitzungen vierteljährlich zu Teams-Sitzungen einladen.
Foto:HOLM GMBH